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Lesen analog und digital

Lesegewohnheiten verändern sich. Kinder und Jugendliche lesen heute im Durchschnitt weniger Bücher als früher, sie verbringen dafür immer mehr Zeit an digitalen Geräten. Dort begegnen sie unterschiedlichsten Text- und Erzählformen, teilen ihre Lesevorlieben und schreiben Lieblingslektüren weiter. Trotzdem bleiben gedruckte Texte wichtig für die Leseförderung.

Sich auf literarische Texte einlassen

Mittels literarischer Texte kann man in fremde Welten eintauchen, sich in anderen Schicksalen wiederfinden, seine Empathie fördern und erfahren, dass Sprache mehr ist als ein Vehikel zur Verständigung und Informationsvermittlung. Das Kino im Kopf entsteht aber nur, wenn Lesende sich auf die Eigenwelt eines Textes einlassen können – egal, ob sie den Text analog oder digital lesen. Das nennt man «deep reading». Das gedruckte Buch unterstützt «deep reading» durch seine Haptik und die Art seiner Gestaltung. Bei eBooks und anderen digitalen literarischen Lektüren fällt diese Orientierung im Raum weg.

Im Netz lesen

Wer im Internet etwas sucht, muss relevante von unwesentlichen Informationen unterscheiden, die Glaubwürdigkeit von Quellen einschätzen und sich aus oft sehr disparaten und multimodalen Fundstücken eine Meinung bilden können. Im Unterschied zu literarischen Texten liegt die Motivation für die Informationslektüre im Netz nicht bei den Texten selbst, sondern hängt davon ab, was man erfahren möchte. Wer gezielt Inhalte sucht, braucht darum neben einer guten Lesekompetenz gezielte Überwachungs- und Selbstregulierungsstrategien.

Buch und eBook

Bücher vermitteln, im Unterschied zu eBooks, über Cover, Format, Gewicht, Papierwahl, Seitengestaltung, Illustrationen, die Haptik des Umblätterns und eventuell auch Klappen taktile und sinnliche Erfahrungen. Diese unterstützen die Lektüre und das Textverstehen. Es erstaunt darum kaum, dass nicht nur Kinder und Jugendliche literarische Texte grossmehrheitlich lieber in Buchform lesen, sondern auch Eltern beim Vorlesen zu Hause das gedruckte Buch bevorzugen.

Digitale Bildergeschichten

Kleine Kinder machen schon früh Erfahrungen mit digitalen Geschichten, sie sind fasziniert von Animationen, Sound und Interaktivität. Das Angebot an digitalen Bildergeschichten ist gross, die Qualität jedoch häufig wenig überzeugend. Die Produktion von hochstehenden Angeboten ist teuer, aber Nutzer:innen sind in der Regel nicht bereit, viel Geld für eine App auszugeben. Dennoch: Die wenigen guten digitalen Bildgeschichten, die auf dem Markt erhältlich sind, können eine willkommene Ergänzung zum traditionellen Vorlesen eines Bilderbuchs sein.

Social Reading

In den Sozialen Medien gibt es viele Angebote für junge Leser:innen. Sie stellen ihre Lieblingsbücher vor, schreiben Lieblingslektüren als Fanfiction weiter oder publizieren eigene Texte. Sie unterhalten Blogs und bewerten Lektüren auf Buchportalen. In der Regel lesen die Nutzer:innen dieser Angebote auch mit Leidenschaft gedruckte Bücher. Interaktive Leseportale können die Lesemotivation unterstützen. Sie sprechen die Peers an und vermitteln, dass Lesen auch eine partizipative und kommunikative Tätigkeit ist und nichts mit Schule zu tun haben muss.

Literarische Texte im Wandel

Kinder und Jugendliche, die viel im Netz unterwegs sind und schnell weiterklicken, wenn sie nicht finden, was sie interessiert, erwarten auch von literarischen Texten rasche Bonifikation. Eine Handlung, die sich nur langsam entwickelt, wenig Bilder und Dialoge sowie lange Kapitel können so zum Stolperstein für eine erfolgreiche Lektüre werden. Viele Kinder- und Jugendbücher reagieren auf diese Lesehaltung. Gleichzeitig finden sich vermehrt Bücher auf dem Markt, die mit ihrer Materialität spielen, gerne in die Hand genommen werden und so auf ihre mediale Eigenständigkeit aufmerksam machen.