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Wer war Johanna Spyri?

Johanna Spyri (* 12. Juni 1827, † 7. Juli 1901), geborene Johanna Louise Heusser, war eine Schweizer Schriftstellerin. Ihre «Heidi»-Romane gehören zu den international bekanntesten und erfolgreichsten Werken der Literatur. Nach Erlöschen des Urheberrechts 1931 war der Weg frei für unzählige Übersetzungen in mehr als 70 Sprachen, Adaptionen in andere Medien sowie grössere literarische Bearbeitungen und Fortsetzungen des «Heidi»-Stoffs.

Johanna Spyri (Ausschnitt aus Fotografie) © Johanna Spyri-Archiv / SIKJM

Die Schriftstellerin

Johanna Spyri war 44 Jahre alt, als sie mit dem Schreiben begann. Angeregt durch den deutschen Pastor Vietor, erschien ihre erste Erzählung «Ein Blatt auf Vrony’s Grab» 1871 im «Bremer Kirchenblatt». 1872 und 1873 folgten ähnliche, autobiografisch geprägte Geschichten, doch sollte es weitere fünf Jahre dauern, bis sie ihre Arbeit als Autorin fortsetzte. Inzwischen war ihre Mutter Meta Heusser, zu Lebzeiten selbst eine bekannte Dichterin, verstorben und das renommierte Verlagshaus Perthes aus dem thüringschen Gotha auf sie aufmerksam geworden.

Mit ihren neu bei Perthes herausgebenen Erzählbänden «Heimathlos» (1878) und «Aus Nah und Fern» (1879) schrieb Spyri nun erstmals für Kinder. Ein Jahr später feierte sie mit einer Geschichte für junge Mädchen, «Verschollen, nicht vergessen» (1879), den ersten Durchbruch. Und schliesslich machte sie «Heidis Lehr- und Wanderjahre» (1880) unvergessen. Noch im selben Erscheinungsjahr 1880 veröffentlichte Perthes eine zweite Auflage mit 5000 Exemplaren.

Waren ihre Werke bislang noch anonym publiziert, wurden sie von da an unter dem Namen Johanna Spyri verlegt. Schon ein Jahr später folgte der zweite Band «Heidi kann brauchen, was es gelernt hat» (1881). Spyri war jetzt erfolgreich. In nur wenigen Jahren hatte sich die namenlose Anfängerin zur anerkannten Schriftstellerin etabliert. Viele ihrer Erzählungen und Romane berichten von problematischen Lebensumständen, Krankheiten und Tod, tragen religiöse Motive und zeugen von erzieherischen Absichten. Sie waren beim Lesepublikum beliebt und von der Literaturkritik geschätzt.

Ein bewegtes Leben

Mit 25 Jahren heiratete Johanna Spyri den späteren Stadtschreiber Johann Bernhard Spyri. 1852 zog sie vom Heimatdorf Hirzel in die sich rasant entwickelnde Stadt Zürich, die durch Aufschwung und Umbrüche gekennzeichnet war. Spyri selbst war Teil dieser gesellschaftlichen Bewegungen und zugleich in privaten, pietistisch konservativen Kreisen verankert. Mit 48 Jahren begann sie sich in der Aufsichtskommission der Höheren Töchterschule für die Bildung junger Frauen zu engagieren. Befreundet war sie mit Berühmtheiten wie Conrad Ferdinand Meyer, vertraut mit Persönlichkeiten wie Richard Wagner.

Mit 57 Jahren ereilte Johanna Spyri ein schwerer Schicksalsschlag, als ihr Sohn Bernhard Spyri mit nur 28 Jahren verstarb und ihm wenige Monate später sein Vater folgte. Von da an verbrachte sie ihre Zeit mit Schreiben und Reisen, vor allem nach Montreux an den Genfersee, bis sie 74-jährig an Krankheit verstarb. Neben anderen prominenten Persönlichkeiten, wie Gottfried Keller oder Henry Dunant, widmet ihr die Stadt Zürich ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof Sihlfeld.


Wenig Quellenmaterial

Trotz des bewegten Lebens gibt es heute nur wenig Quellenmaterial über die Autorin. Grosse Teile des schriftlichen Nachlasses wurden durch die Kriegseinwirkungen in Deutschland zerstört oder durch Spyri selbst vernichtet. Die heute noch erhaltenen handschriftlichen Dokumente, amtliche Dokumente und Briefe, zeigen aber das facettenreiche Bild einer Schriftstellerin, die zu den bedeutendsten Vertreter:innen der deutschsprachigen Literatur der Schweiz des 19. Jahrhunderts gehört.